John Carter - Zwischen zwei Welten (DVD-5)
"Findet Nemo"-Schöpfer Andrew Stanton verfilmte mit John Carter - Zwischen zwei Welten ein 100 Jahre altes Sci-Fi-Märchen
Fantasy, USA, 2012
Originaltitel: John Carter
Regisseur: Andrew Stanton
Darsteller: Taylor Kitsch
Lynn Collins
Willem Dafoe
Dominic West
Mark Strong
James Purefoy
Polly Walker
Thomas Haden Church
Daryl Sabara
Samantha Morton
Jahr: 2012
Dauer: 132 Min.
FSK: 12
Man wähnt sich im Museum der Sci-Fi-Klischees. Es ist alles da: der Held, der auf einem fremden Planeten neue Kräfte erlangt ("Superman", "Avatar"), die leicht geschürzte Prinzessin ("Die Rückkehr der Jedi-Ritter"), eine Wüste voller Mysterien ("Dune"), operettenhafte Schurken ("Flash Gordon"), wundersame Sprachen und fliegende Schiffe ("Star Wars"). Doch Regisseur und Co-Autor Andrew Stanton hat nicht geklaut, er ist an die Quelle gegangen - zu Edgar Rice Burroughs, der 1912 in seinen Heft­romanen die "space ­opera" erfand. Heute kennen selbst viele Sci-Fi-Fans den US-­Autor nur noch als Vater von Tarzan. Stanton aber verschlang als Kind Burroughs' Mars-Storys und schwor sich, sie eines Tages zu verfilmen. Zuvor schuf er für Pixar aber noch die Trickmeisterwerke "Findet Nemo" und "Wall•E". 2008 nahm er bei Disney "John Carter" in Angriff - ein Projekt, an dem seit den 30ern unzählige Kollegen gescheitert waren. Die Story: Bürgerkriegsveteran Carter (mufflig-muskulös: Taylor Kitsch) flüchtet vor Apachen in eine Höhle und findet sich unver­sehens auf dem Mars wieder (den Burroughs noch für bewohnbar hielt). Dort nehmen ihn zunächst die Tharks gefangen, eine grünhäutige, vierarmige Version der Spartaner. Später muss Carter dann Prinzessin ­Dejah (hübsch-hölzern: Lynn Collins) vor der Ehe mit einem Tyrannen bewahren. Stanton mischt Poesie ins Spek­takel. Etwa wenn Carter in der geringen Schwerkraft des Mars fröhlich in Riesensätzen durch den Sand springt. Oder wenn der Magier Shang (Mark Strong) beim Flanieren nur so zum Spaß ständig die Gestalt wechselt. In dieser Welt lernt man Sprachen per Zaubertrank. Maschinenstädte kriechen durch die Wüste, ­Vehikel segeln auf dem Mondlicht. Leider erinnern auf dem Mars aber nicht nur die Gewänder an Sandalenfilme, sondern auch die Dialoge. Wenn die Prinzessin ihrem Helden bierernst verklickert, der Mars heiße bei ihnen "Barsoom", die ­Erde aber "Jasoom", ahnt man, warum Burroughs halb vergessen ist - und ärgert sich, weil immerhin Pulitzerpreisträger Michael Chabon ("Wonder Boys") am Drehbuch mitschrieb. Pixar-Mann Stanton gibt hier sein Realfilmdebüt, aber reale Darsteller zu führen, ist vielleicht doch nicht seine Sache: Die digitial getricksten Aliens wirken lebendiger als die menschlichen Helden. Und die Action­­szenen leiden darunter, dass die rabiate Mär für Disney ungeschickt entschärft wurde: Schwups, liegt plötzlich ein Kopf im Sand, ohne dass man so recht weiß, wie der Träger ihn verlor. Übrigens dürften auch 3D-Fans enttäuscht sein: Stanton schwört auf 2D, konvertiert wurde nachträglich.