Django Unchained (DVD-5)
Quentin Tarantinos Django Unchained ist eine grandiose Hommage an den Spaghettiwestern: große Oper mit großen Gesten
Western, USA, 2012
Originaltitel: Django Unchained
Regisseur: Quentin Tarantino
Darsteller: Jamie Foxx
Christoph Waltz
Leonardo DiCaprio
Samuel L. Jackson
Walton Goggins
Kerry Washington
Don Johnson
Jahr: 2012
Dauer: 165 Min.
FSK: 16
Es begann mit einer an sich harmlosen Diskussion über Steven Spielberg auf einer Oscar-Party vor gut 15 Jahren. Quentin Tarantino kam dort mit seinem farbigen Kollegen Reginald Hudlin über Spielbergs damals für vier Oscars nominiertes Sklavendrama "Amistad" ins Gespräch. Hudlin, Regisseur von Rap-Komödien wie "House Party", monierte, dass Spielberg in seinem Film etwa fünf Minuten lang den Sklavenaufstand und den Rest des Films nur die Gerichtsverhandlung zeigte. Er persönlich hätte es lieber umgekehrt, sagte er und ahnte nicht, was er bei Tarantino in Gang setzte. Ende April 2011 überreichte Tarantino dem verblüfften Hudlin das fertige "Django Unchained"-Drehbuch mit den Worten "Du hast die Saat ausgebracht, hier ist der Baum." Und was für ein Baum! Um seine Vorliebe für Spaghettiwestern hat Tarantino nie ein Geheimnis gemacht, nicht zuletzt sein zweiteiliges Racheepos "Kill Bill" strotzte vor Anspielungen auf das Genre inklusive der legendären Musik der Westernkomponisten Ennio Morricone und Luis Bacalov. Mit Bacalovs Titelsong zu Sergio Corbuccis Original-"Django" aus dem Jahr 1966 beginnt auch Tarantinos coole Westernhommage, die um 1858, rund zwei Jahre vor dem Bürgerkrieg im amerikanischen Süden spielt. Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz), eigentlich Zahnarzt aus Düsseldorf, kauft Händlern den Sklaven Django (Jamie Foxx) ab, da der als Einziger weiß, wie die steckbrieflich gesuchten Brittle-Brüder aussehen. Django soll ihm die drei Brüder zeigen, damit Schultz sie erledigen und das Kopfgeld kassieren kann. Django bekommt einen Anteil - und seine Freiheit. Auf der Plantage des großspurigen Spencer Bennett (grandios: "Miami Vice"-Star Don Johnson) werden sie fündig, als Team reiten sie dann weiter auf der Suche nach Djangos Ehefrau Broomhilda von Shaft (Kerry Washington), die an den dandyhaften Plantagenbesitzer Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) verkauft wurde und nun auf dessen Farm Candyland lebt. Da der Snob ihnen das Mädchen aber nicht einfach so überlassen wird, geben sie vor, am Kauf eines seiner Mandingo-Ringkämpfer interessiert zu sein. Doch Candies treu ergebener schwarzer Hausdiener (Samuel L. Jackson) durchschaut ihren Plan… Große Oper, große Auftritte, großes Kino - Tarantino at large! In "Django Unchained" hat beinahe jede Szene ein Ausrufezeichen, der "Inglourious Basterds"-Regisseur schwelgt in Zeitlupen und Blutbädern. Wenn es spritzt, dann richtig: rotes Blut auf weißen Baumwollblüten. Eindrucksvoll auch wieder die perfekte Musikauswahl. Die Melodien seiner Genrehelden Morricone und Bacalov ergänzt er um Songs von Jim Croce und Johnny Cash, John Legend und 2Pac. Dazu gibt es typische Tarantinodialoge, zum Beispiel in einer grandios komischen Szene, in der sich Ku-Klux-Klan-Mitglieder darüber streiten, dass die Sehschlitze ihrer Kapuzen zu klein sind ("Meine Frau hat den ganzen Tag daran genäht!"). Dass der Film bei fast drei Stunden Länge auch sicher zwanzig Minuten kürzer hätte sein können, schmälert das Vergnügen kaum. Vor allem Christoph Waltz kann sich einmal mehr bei seinem "Inglourious Basterds"-Regisseur bedanken, der dem Wiener die Rolle des Dr. Schultz auf den Leib schrieb. Tatsächlich sind die ersten anderthalb Stunden so etwas wie ein Christoph-Waltz-Showcase. Dazu gibt es den großartigen Moment mit Foxx und Ur-Django Franco Nero, der noch pointierter ist als im Trailer, und einen Tarantino-Gastauftritt, der explosiver nicht sein könnte. Im Schlusssong heißt es: "He's the Guy Who's the Talk of the Town". Dieser Film sorgt definitiv dafür, dass wieder alle über Tarantino reden, nicht nur in Hollywood.