Passengers (Blu-Ray)
Sci-Fi. Zu früh geweckt werden Jennifer Lawrence und Chris Pratt in der coolen Sci-Fi-Romanze Passengers.
Romanze, Science Fiction, US, 2017
Originaltitel: Passengers
Regisseur:
Darsteller: Jennifer Lawrence
Chris Pratt
Michael Sheen
Laurence Fishburne
Aurora Perrineau
Jahr: 2017
Dauer: 0 Min.
FSK: 12
Verschlafen kann ja total ärgerlich sein. Zu früh aufwachen allerdings auch. Vor allem, wenn man 90 (!) Jahre zu früh aufwacht. In Morten Tyldums Science-Fiction-Drama „Passengers“ fliegt das Sternenschiff „Avalon“ mit 5000 Passagieren und 58 Crewmitgliedern auf Autopilot seiner schönen neuen Welt, der Kolonie Homestead II, entgegen. Dort sollen die Erdauswanderer ganz von vorn anfangen und neues Leben ­beginnen. Um die 120 Jahre währende Reise überhaupt zu überstehen, sind alle in eine Art Hyperwinterschlaf versetzt, erst vier Monate vor der Ankunft sollen sie geweckt werden und sich auf die Landung vorbereiten. Das Raumschiff „Avalon“ hält alles bereit, was man für vier Monate unbedingt braucht: Kantinen und mehrere Restaurants, eine Art Riesenmall, ein Schwimmbad mit „Außenbereich“, Entertainmentprogramme sowie eine Bar samt geselligem Barkeeper-Androiden ­namens Arthur (Michael Sheen). Doch nun sind an Bord zwei Passagiere wach, die noch gar nicht wach sein sollten. Der Mechaniker Jim Preston (Chris Pratt) und die Journalistin Aurora Lane (Jennifer Lawrence) versuchen zunächst noch, mit einem Notruf auf ihre missliche Lage aufmerksam zu machen. Doch diese Sprachnachricht wird die Erde erst in vermutlich 19 Jahren erreichen, geschätzte Zeit bis zur Antwort: 55 Jahre. Die zu früh Erwachten können sich also jetzt aussuchen, ob sie weiter auf dem Raumschiff leben wollen oder vielleicht doch noch irgendeine Möglichkeit zur Rettung finden. Im Dilemma der Hauptfiguren spiegeln sich auch solch große Fragen wie die nach dem Sinn des Lebens und der Richtigkeit einer Entscheidung von solcher Tragweite. Jim war in gewisser Weise bevorzugt, da er als Mechaniker in der neuen Welt gebraucht werden würde; daher zahlte er nicht den vollen Preis. Die New Yorker Journalistin und Schriftstellerin Aurora, Tochter eines preisgekrönten Kriegsreporters, hatte sogar ein Rückflugticket, sie wollte nach einem Jahr auf Homestead II wieder zurückfliegen zur Erde, auf der dann bei ihrer Ankunft 250 Jahre vergangen sein werden, sämtliche ihrer Freunde und Familie wären dann tot. Auf das Abenteuer hat sie sich eingelassen, weil es „die größte Story aller Zeiten“ ist. Ein bisschen wie „Gravity“ für Paare geht es hier nicht nur um die Frage des Überlebens, sondern auch um den möglichen Horror des Überlebens. Da ist es nur passend, dass die exzellenten Ausstatter und Produktionsdesigner gleich mehrfach den Großmeister Stanley Kubrick zitieren, und das nicht nur aus dem offensichtlichen Genreklassiker „2001 – Odyssee im Weltraum“, sondern auch aus dessen Horrormeisterstück „The Shining“. Visuell ist „Passengers“ feinstes Genrekino, das in 3D vermutlich sogar noch gewinnt (in der Pressevorführung gab es die 2D-Fassung zu sehen). Dabei ist der Film nicht allein ein spannendes Sci-Fi-Abenteuer, sondern zugleich eine vertrackte Liebesromanze und das Psychodrama einer Schicksalsgemeinschaft. Schön auch der feine Humor, mit dem die Geschichte arbeitet; so bekommt Passagier Jim zum Frühstück immer nur schwarzen Kaffee, weil er keinen Goldstatus hat. Das kennt man von Kreuzfahrtschiffen. Auch wenn „Passengers“ in der Zukunft spielt, die Idee kommt aus der Vergangenheit. Das Drehbuch von Jon Spaihts, der auch die Vorlagen zum „Alien“-Prequel „Prometheus“ und zum Marvel-Abenteuer „Doctor Strange“ schrieb, tauchte bereits 2007 ganz oben auf der legendären „Blacklist“ in Hollywood auf; jener Liste unveröffentlichter Drehbücher, die zur Verfilmung empfohlen werden. „Matrix“-Star Keanu Reeves wollte den Film mit ­seiner eigenen Produktionsfirma Company Films produzieren und auch die Hauptrolle übernehmen; Reeves’ Partner Stephen Hamel ist bei „Passengers“ als Produzent genannt. Sein Co-Star hätte Rachel McAdams werden sollen. Auch Reese Witherspoon und Emily Blunt waren für die weibliche Hauptrolle im Gespräch. Doch es wurde nichts daraus, das geplante Produktionsbudget geriet – nicht zuletzt wohl wegen der horrenden Gagenforderungen der Stars – irgendwann aus dem Ruder. Schließlich hatte Reeves andere Verpflichtungen, und das Projekt landete in „development hell“, wie es in Hollywood so schön heißt. Es wanderte von Studio zu Studio, für die Regie waren zeitweilig Bond-Regisseur Marc Forster und der Italiener Gabriele Muccino („Das Streben nach Glück“) im Gespräch. Für ein Budget von rund 120 Millionen Dollar brachte jetzt der Norweger Morten Tyl­dum, 2015 für einen Oscar als Bester Regisseur für das Biopic „The Imitation Game“ nominiert, die Story auf die Leinwand. Und das sogar mit einem feministischen Twist: Jennifer Lawrence, die sich mehrfach öffentlich kritisch dazu ge­äußert hatte, dass männliche Stars in Hollywood meistens besser bezahlt werden als ihre weiblichen Gegenüber, bekommt für „Passengers“ mit geschätzten 20 Millionen Dollar ­Gage acht Millionen mehr als ihr Kollege Chris Pratt. Dafür musste der allerdings nicht so viel schwimmen wie Lawrence (siehe rechts) und vielleicht manchmal nicht ganz so früh aufstehen.